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750 Mrd. Euro gegen die Corona-Pandemie

EZB beschließt großes Notkaufprogramm

Die Europäische Zentralbank (EZB) will mit einem milliardenschweren Notkaufprogramm die ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie abfedern. Wie die Notenbank in der Nacht zum Donnerstag überraschend mitteilte, sollen für insgesamt 750 Mrd. Euro Anleihen gekauft werden. Dabei handele es sich um Wertpapiere der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft, hieß es. EZB-Chefin Christine Lagarde erklärte auf Twitter: „Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln.“ Die EZB will den Angaben zufolge mit dem Ankaufprogramm bewirken, dass es infolge der Coronavirus-Krise auf den Finanzmärkten nicht zu weiteren Verwerfungen kommt, die zu zusätzlichen Belastungen für die Wirtschaft führen. Das Ankaufprogramm werde erst beendet, sobald der EZB-Rat die Krise für überwunden halte – jedoch nicht vor Ende 2020. 

Unterdessen korrigierte Deutsche Bank Research die Wachstumsprognosen für die erste Jahreshälfte deutlich nach unten. Das Team unter Führung von Peter Hooper, Leiter der volkswirtschaftlichen Analyse weltweit, erwarte eine schwere globale Rezession im ersten Halbjahr 2020. In China dürfte die Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) im ersten Quartal demnach um etwa 32 Prozent zurückgehen. In anderen Regionen drohe der Einbruch im zweiten Quartal – und zwar um 24 Prozent in der Eurozone und um 13 Prozent in den USA. „Diese BIP-Einbußen in einzelnen Quartalen übertreffen alles, was zumindest seit dem Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen war“, hieß es. 

Prognosen mit großer Unsicherheit verbunden

Die Ökonomen verweisen den Angaben zufolge aber darauf, dass alle Prognosen derzeit mit großer Unsicherheit verbunden seien. Denn für die aktuellen Ereignisse gebe es keine historischen Vorbilder. Auch wie sich das Virus entwickele, sei höchst ungewiss. „Das Basisszenario der Deutsche-Bank-Volkswirte geht davon aus, dass die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung greifen – dass also die Epidemiekurven in der Eurozone und den USA bis Mitte des Jahres abflachen werden. Dann könnte sich das Wirtschaftsleben dort im dritten und vierten Quartal wieder erholen, auch dank der massiven politischen Reaktion.“ Diese Annahme einer V-förmigen Erholung beruhe vor allem auf den Erfahrungen aus China: Dort gebe es klare Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaft schon bald wieder normalisiert, hieß es.

Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW) ist die Corona-Krise für kleine Unternehmen und besonders gefährlich: „Sie haben meist nicht genug finanzielle Rücklagen, um einen wochenlangen Shutdown zu überstehen. Es drohen also Insolvenzen – zumindest, wenn die Unternehmen nicht schnell genug die versprochene Hilfe erhalten, also beispielsweise zügiges, unbürokratisches Kurzarbeitergeld und schnelle Kredite über die staatliche Förderbank KfW“, erklärte Dr. Klaus-Heiner Röhl, Senior Economist für Unternehmen beim IW. Kleinunternehmer hätten meist keine privilegierten Kontakte zu Banken und Politik – entsprechend lange dauere es voraussichtlich, bis ihre Anträge bearbeitet seien. „Banken und Sparkassen müssen sofort Hotlines für Geschäftskunden einrichten, um die Weitergabe der staatlichen Liquiditätshilfen sicherzustellen, denn viele Bankfilialen sind wegen der Corona-Krise derzeit geschlossen und die Berater nur schwer erreichbar“, forderte Röhl. (ud)

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