Banken-, Versicherungs- und Gesundheitsbranche: Firmen sehen sich kaum für Krisen gewappnet
Die Corona-Krise ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine große organisatorische Herausforderung für die Wirtschaft. Laut einer aktuellen Studie hat die Pandemie die Notwendigkeit der betrieblichen Belastbarkeit deutlich gesteigert. 98 Prozent der Unternehmen sind sich demnach der Bedeutung jetzt klar bewusst. Die Firmen stünden vor großen Aufgaben, wie etwa der Umstellung auf Homeoffice bei gleichzeitiger Sicherstellung der Einhaltung gesetzlicher Auflagen und der Bewältigung des stark angestiegenen Bedarfs nach Kundenkommunikation. Hinzu kämen ein verstärkter Einsatz mobiler Arbeitsplätze sowie die Beachtung der Gesundheits- und Sicherheitsregeln, etwa die Einhaltung der Abstandsregeln in den Büros, eine verbesserte Reinigung der Räumlichkeiten sowie Zugangskontrollen.
Insgesamt seien nur 16 Prozent der befragten Unternehmen der Ansicht, dass ihre betrieblichen Abläufe für zukünftige Krisen, bei denen größere Veränderungen am Arbeitsort anfielen, gewappnet seien – wobei vor allem die Kundenbetreuung zur Problemzone werde. Das geht aus einer gemeinsamen Studie der Analystenfirma NelsonHall und Swiss Post Solutions (SPS), einem Konzernbereich der Schweizerischen Post, hervor. Die Studie basiert auf Gesprächen mit 50 Führungspersonen aus der Banken-, Versicherungs- und Gesundheitsbranche in Deutschland, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den USA.
Negative Auswirkungen auf Kundenkommunikation
Die Krise zeige sehr deutlich, wie wichtig es für Firmen sei, Maßnahmen zu ergreifen, die die Geschäftskontinuität gewährleisteten und es den Unternehmen ermögliche, unter allen vorherrschenden Marktbedingungen leistungsfähig zu bleiben. 96 Prozent der Umfrageteilnehmer erkannten demnach Mängel in ihrem Business Continuity Plan (BCP). Hierbei geht es um die Schaffung von Präventions- und Wiederherstellungssystemen, um möglichen Gefahren für ein Unternehmen rechtzeitig zu begegnen. Nur 10 Prozent der Führungspersonen seien der Ansicht, dass ihre Service-Level-Agreements (SLAs) während der Krise konsequent eingehalten worden seien, wobei die Kundenkommunikation und das Kunden-Onboarding, die Abwicklung von Bestellungen und der Verkaufs-Support am meisten mit negativen Auswirkungen zu kämpfen hätten, hieß es.
Die Firmen gaben zudem an, welche Schritte sie im Falle einer erneuten großen Krise einleiten würden: 98 Prozent planen demnach, ihren BCP zu verbessern. 92 Prozent würden vermehrt auf Automatisierungsprozesse setzen, 86 Prozent bestehende Dienstleister überprüfen und 80 Prozent die Poststellen digitalisieren. „Die aktuelle Krise hat die Grenzen der bestehenden standortorientierten Business Continuity Planung klar aufgezeigt. Um ihre künftige betriebliche Belastbarkeit zu erhöhen, müssen Unternehmen ihre Business Continuity Pläne nun standortunabhängig aufsetzen und Homeoffice flächendeckend ermöglichen“, betonte John Willmot, CEO von NelsonHall. „Dies erfordert eine stärkere Digitalisierung der Dokumentenverarbeitung und -weitergabe und einen verbesserten Wissenstransfer zwischen Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten.“ (ud)
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