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Corona-Krise: Banken stellen sich auf härtere Zeiten ein

Bisher sind die deutschen Banken ohne größere Blessuren durch die Corona-Krise gekommen. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt. Die Institute stellen sich auf härtere Zeiten ein. Allein wegen der aktuell ausgesetzten Insolvenzantragspflicht sei noch nicht absehbar, wann und in welchen Sektoren Unternehmen verstärkt zahlungsunfähig sein würden, teilte die Unternehmensberatung Bain & Company in München mit. Deshalb hätten die Institute hierzulande ihre Kreditrisikovorsorge für Firmenkunden im ersten Halbjahr 2020 drastisch erhöht – ähnlich wie 2008 und 2009 während der globalen Finanzkrise. In der Folge habe der aktuelle Corporate-Banking-Index der Unternehmensberatung in der Dimension Profitabilität einen neuen Tiefststand erreicht. Die Erträge seien dagegen stabil geblieben, hieß es.

„Das Kreditgeschäft ist für die Banken momentan Fluch und Segen zugleich“, erklärte der Partner der Unternehmensberatung, Dr. Christian Graf. „Zum einen profitieren die Geldhäuser von der dynamisch wachsenden Kreditnachfrage seitens der Firmenkunden. Doch zum anderen laufen sie Gefahr, dass Unternehmen bedingt durch die Corona-Krise ihre Kredite nicht fristgerecht bedienen können“.

Die seit Jahren äußerst niedrigen Zinsen führen laut dem Unternehmensberatung dazu, dass das Volumen der an Firmenkunden vergeben Krediten immer mehr wachse. Mit knapp 1,3 Bio. Euro habe es im 1. Halbjahr 2020 erneut einen Höchststand erreicht. Nach langem Sinkflug habe sich zuletzt auch die Kreditmarge wieder erholt gezeigt. Nutznießer dieser positiven Trends seien allerdings nicht alle Institutsgruppen. Während Sparkassen und private Banken ihre Marktanteile mittelfristig weiter ausbauen könnten, verlören die Landesbanken an Gewicht.

Noch erhebliche Defizite
Gut aufgestellte Banken hätten in der Regel ihre Kostenstruktur bereits optimiert. Branchenweit indes gebe es hier zum Teil noch erhebliche Defizite. Die Verwaltungsaufwendungen hätten in den vergangenen Jahren sogar zugenommen. „Die bisherigen Kosten- und Effizienzprogramme entfalten entweder noch nicht ihre vollumfängliche Wirkung oder reichen nicht weit genug“, erklärte Graf. „Ist Letzteres der Fall, müssen die betroffenen Kreditinstitute dringend nachlegen“. Wie prekär die Situation mancherorts sei, zeige die Entwicklung der Eigenkapitalrentabilität im Firmenkundengeschäft. Diese sei im 1. Halbjahr 2020 auf minus 2 Prozent gesunken – selbst in der globalen Finanzkrise sei sie nicht unter minus 1 Prozent gefallen.

Banken in Deutschland sollten vorrangig an zwei Stellen ansetzen, hieß es weiter. In puncto Kostensenkung und Steigerung der Kapitaleffizienz gelte es weiter voranzukommen. Zugleich müssten die Institute in ausgewählte Kundenbeziehungen investieren und so ihre Abhängigkeit vom Kreditgeschäft reduzieren. Trotz des Ausbaus des Provisionsgeschäfts in jüngster Zeit machen den Angaben zufolge die Zinsüberschüsse hierzulande noch 70 Prozent der Erträge im Corporate-Banking aus – ein im internationalen Vergleich hoher Wert. Graf: „Je stärker sich Banken vom reinen Kreditgeber hin zum Berater von Unternehmen wandeln, desto höher ist ihr Provisionsanteil – und desto stabiler ist damit ihr Geschäftsmodell“. (ud)



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