Europa-Umfrage des Bankenverbands: Zwei Drittel der Deutschen stehen voll hinter EU
Die Zustimmung der Deutschen zur Europäischen Union (EU) ist deutlich gestiegen. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Bundesbürger halten von Europa sehr viel oder viel – ein Zuwachs von elf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr, so eine aktuelle Umfrage des Bankenverbands. Im Langzeittrend der letzten Jahre sei die Zustimmung zur EU erkennbar gestiegen; ein Drittel der Befragten bleibe gegenüber der EU zurückhaltend bis kritisch. Die positive Europa-Haltung der Deutschen werde dabei maßgeblich von hohen Zustimmungswerten bei Teilnehmern unter 30 Jahren (88 Prozent) und höher gebildeten Akademikern (82 Prozent) getragen. Mit zunehmendem Alter und abnehmender formaler Bildung sinke hingegen die Häufigkeit positiver Aussagen über die EU deutlich ab, hieß es.
Deutlich kritischer bewerteten die Bürger das bisherige Krisenmanagement der EU während der Corona-Pandemie. So meine eine relative Mehrheit von 46 Prozent, dass sich die EU in der Corona-Krise bislang nicht bewährt habe, 43 Prozent hielten dagegen, 11 Prozent machten keine Angaben. Vor allem die 40- bis 60-Jährigen äußern den Angaben zufolge besonders häufig Vorbehalte. Nur 15 Prozent der Befragten sähen die EU in der Corona-Krise politisch zusammengewachsen, weitaus mehr Menschen (35 Prozent) meinten, die Mitgliedsländer hätten sich voneinander entfernt. Während unter 30-Jährige noch am positivsten gestimmt seien, sehe ein großer Teil der 40- bis 60-Jährigen die EU auseinanderdriften; Ältere über 60 Jahre erkennen demnach mehrheitlich keine Veränderung, hieß es.
Zustimmung zu gemeinsamen Schulden
Nur ein knappes Viertel (24 Prozent) der Befragten finde zudem, dass Deutschland stark von der Corona-Pandemie betroffenen EU-Ländern wie Italien oder Spanien mehr finanzielle und politische Solidarität schulde; zwei Drittel (66 Prozent) meinten, es leiste in dieser Hinsicht bereits genug. Letzteres werde sehr häufig von den 30- bis 60-Jährigen (68 Prozent) und den über 60-Jährigen (74 Prozent) vertreten. Ein etwas anderes Stimmungsbild ergebe sich auf die Frage, ob die EU-Länder gemeinsame Schulden machen und damit besonders von der Pandemie betroffene Mitgliedsstaaten unterstützen sollten. Rund die Hälfte der Deutschen (51 Prozent) fände das „gut“ (43 Prozent) oder „sehr gut“ (8 Prozent). Den meisten Zuspruch finde der Vorschlag mit 61 Prozent erneut unter den jüngeren Befragten.
„Die Deutschen sind und bleiben Europa-Fans. Damit bekommt die Bundesregierung deutlichen Rückenwind für die Ratspräsidentschaft“, erklärte Bankenpräsident Martin Zielke demnach mit Blick auf die Umfragedaten. Zum 1. Juli übernimmt Deutschland die Ratspräsidentschaft in der EU und setzt auf das Leitmotiv „Gemeinsam Europa wieder stark machen“. Aus Sicht der privaten Banken sollten die kommenden sechs Monate genutzt werden, um mehr Europa zu wagen. „Krisenzeiten sind immer auch Chancenzeiten. Das sollten wir nutzen. Wir schaffen die Erholung in der EU nur gemeinsam, nicht gegeneinander. Deshalb braucht Europa gerade jetzt eine mutige deutsche Ratspräsidentschaft“, resümierte Zielke. (ud)
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