Finanzbranche: Agile Methoden steigern Effizienz um bis zu 12 Prozent
In der Wirtschaft werden die Innovations- und Produktzyklen immer kürzer, Unternehmen müssen sich permanent weiterentwickeln, um auf den Märkten bestehen zu können. In diesem Kontext fällt oft das Stichwort agiles Arbeiten. Agil bedeutet so viel flexibel oder dynamisch. Auch in der Finanzbranche setzt sich agiles Arbeiten immer stärker durch. 70 Prozent der Geldinstitute in Deutschland und Österreich haben bereits Erfahrung damit gesammelt. Weitere 17 Prozent wollen dies in den kommenden zwölf Monaten nachholen. Lediglich 13 Prozent lehnen agile Methoden derzeit noch ab. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Managementberatung Horváth & Partners.
Niedrige Zinsen, zunehmende Finanzmarktregulierung, Digitalisierung und neue Wettbewerber wie FinTechs setzten Banken unter Druck, hieß es in einer Mitteilung der Managementberatung. Auf die veränderten Marktbedingungen reagierten viele Betriebe mit einer gesteigerten Fokussierung auf einen effizienten Geschäftsablauf. Die Einführung von agilen Arbeitsmethoden solle Abhilfe schaffen. Doch oft würden diese in Finanzinstituten nicht konsequent genug umgesetzt. Lediglich 12 Prozent der Institute nutzten agile Ansätze bereits umfassend.
Unter den agilen Methoden sei Kanban die beliebteste. 86 Prozent der Firmen, die bereits Erfahrung mit agilem Arbeiten haben, nutzten diesen Ansatz. Knapp dahinter folgten Scrum und Design Thinking, die jeweils 81 Prozent bereits einsetzen würden. Die Studie zeige auch: Mit Kanban seien bei kompromissloser Umsetzung Effizienzsteigerungen von bis zu 12 Prozent möglich. Bei Scrum seien bis zu 10 Prozent und bei Design Thinking bis 6 Prozent denkbar.
Anspruch wächst
Je mehr Routine Finanzinstitute bei der Nutzung agiler Instrumente hätten, desto stärker wachse ihr Anspruch. Das gelte sowohl für Erträge als auch für Kosten. So erwarten erfahrene Institute den Angaben zufolge im Durchschnitt beim Ertrag eine Steigerung von 8,6 Prozent, die Kosten wiederum sollten um 7,9 Prozent sinken. Unerfahrene Anwender legen demnach die Messlatte niedriger an. Sie rechneten in der Regel mit einer Ertragssteigerung von 5,9 Prozent und einer Kostenreduktion von 4,2 Prozent. Insbesondere bei den Kosten könnten die Geldhäuser ihre Ziele aber oft nicht erreichen. „Im Durchschnitt konnten die befragten Institute ihre Kosten durch agile Arbeitsweisen nur um 3,6 Prozent reduzieren. Höher war der Effekt beim Ertrag, der in der Regel um 4,1 Prozent gesteigert werden konnte“, hieß es.
Bislang erzielten kleinere Geldhäuser mit agilen Methoden höhere Steigerungen beim Ertrag. „Während sie diesen im Schnitt um 12,5 Prozent steigern konnten, liegen im Vergleich dazu mittlere (9,1 Prozent) und große Kreditinstitute (5,8 Prozent) deutlich zurück. Was die einzelnen Banken mit agilem Arbeiten konkret erreichen wollen, kann sich stark unterscheiden.“ So sei kleinen und mittelgroßen Häusern oft die Erhöhung der Kommunikationsgeschwindigkeit wichtig. Große Institute erachteten hingegen häufig die Steigerung der Innovationsfähigkeit als wichtigstes Ziel. Auch zwischen den Institutsgruppen gebe es verschiedene Zielsetzungen. So versprächen sich Privat- und Geschäftsbanken sowie Volksbanken von Agilität in erster Linie eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Sparkassen würden vor allem danach streben, Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. (ud)
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