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Finanzsektor: Banken investieren weiter stark in fossile Energie

Die 30 weltweit größten börsennotierten Finanzkonzerne investieren weiterhin hohe Summen in Gas, Öl und Kohle. In den Jahren 2020 und 2021 hätten sich die Gesamtinvestitionen dieser Unternehmen in fossile Energieprojekte und Dienstleistungen für die Energiebranche auf 740 Mrd. Dollar belaufen, so eine Analyse der britischen Initiative Influencemap. Dazu gehöre etwa die Erschließung neuer Ölquellen und Gasfelder, teilte das spendenfinanzierte Londoner Institut mit, das es sich zur Aufgabe macht, Investitionen des Finanzsektors in fossile Energien zu analysieren. Zudem hielten die Vermögensverwaltungsgesellschaften der Finanzbranche Anteile von gut 222 Mrd. Dollar an Energieunternehmen. Hauptquelle der Studie sind die Veröffentlichungen der Firmen selbst sowie öffentlich verfügbare Informationen für den Kapitalmarkt und die Finanzaufsicht. Die Initiative wirft der Finanzbranche vor, mit ihren Investitionen gegen die zum großen Teil selbst erklärten Klimaziele zu verstoßen. Eine Hauptadressat dieser Kritik sind US-Banken.

Die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten die europäischen Großbanken kürzlich zu mehr Tempo beim Thema Klimaschutz aufgefordert. 2022 wolle man Fortschritte dabei sehen, wie Banken Klimarisiken in ihr Risikomanagement integrieren, erklärte der Vizechef der EZB-Bankenaufsicht, Frank Elderson. Den Instituten, die den Erwartungen der Aufsicht nicht gerecht würden, drohte er den Angaben zufolge indirekt mit Konsequenzen. 2022 werde das Jahr sein, in dem Klima- und Umweltrisiken zu einem festen Bestandteil der täglichen Aufsichtsarbeit werden sollten, so Elderson weiter. Diese Risiken würden nun zu einem integralen Bestandteil der aufsichtlichen Gespräche. Die EZB wird von März bis Juli 2022 einen Klimastresstest durchführen. Die Prüfung soll Ergebnisse dazu liefern, wie gut Institute auf Risiken durch den Klimawandel vorbereitet sind.

Der Bankenverband hatte derweil vor Kurzem einen ersten Ausblick auf den anstehenden EZB-Klimastresstest gegeben: „Erstmals testet die europäische Bankenaufsicht gezielt die Bedeutung von Klimarisiken, insbesondere für das Risikomanagement der Banken. Das ist gut und richtig so,“ erklärte Torsten Jäger, Leiter Nachhaltigkeit des Verbands. Die Ergebnisse des Stresstests würden Anfang Juli 2022 erwartet: „Dabei arbeiten die Banken bereits heute mit Hochdruck daran, ESG-Risiken in ihr Risikomanagement zu integrieren. Der Klimastresstest wirkt zusätzlich wie ein Booster für die konzeptionelle Entwicklung in den Banken“, fügte Jäger hinzu. Dabei befänden sich Banken und Aufsichtsbehörden nach wie vor auf einem Lernpfad: „Der Klimastresstest ist da eine weitere, eine wichtige Station.“ (ud)

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