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Kritik an Abwicklung der KfW-Darlehen über die Hausbank

Umfrage: Corona-Krise trifft deutschen Mittelstand hart

Die Corona-Krise hat einer aktuellen Umfrage zufolge weitreichende Konsequenzen für den deutschen Mittelstand. Knapp neun von zehn (88,6 Prozent) kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sehen entweder bei sich selbst oder bei ihren Kunden kurzfristigen Bedarf an Fördermittel aufgrund der Pandemie. Das bekannteste Förderprogramm sind derzeit die bundesweiten Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Antworten auf die Frage, wofür das Geld gebraucht werde, zeigen demnach die Notlage der Unternehmen: An erster Stelle stünden Miete und andere Fixkosten (63,1 Prozent), gefolgt von Erhalt von Arbeitsplätzen (57,2 Prozent) sowie das Begleichen von Verbindlichkeiten (51,5 Prozent). Mit der Abwicklung über die Hausbank seien knapp vier von zehn Unternehmen nicht zufrieden. KMU wünschten sich zur Beantragung zudem weitere Kanäle, wie etwa die direkte Beantragung der Kredite bei der KfW oder über Online Plattformen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Befragung von FinCompare, einem in Berlin ansässigen FinTech mit Fokus auf KMU-Finanzierung.

Stephan Heller, Gründer und CEO des Unternehmens erklärte am Freitag: „Die Auswertung zeigt die dramatische Lage bei den KMU. Es geht hier ums nackte Überleben in vielen Branchen. Der Rettungsschirm der Bundesregierung ist zwar weit gespannt, aber jetzt muss das Geld auch schleunigst bei den Unternehmen ankommen.“ Doch genau in der Abwicklung drückt laut Umfrage aktuell der Schuh: Die KfW-Darlehen der Corona-Hilfe müssten derzeit über die Hausbank abgewickelt werden. Aufgrund von Filialschließungen und Home-Office-Regelungen vieler Bank-Mitarbeiter bei einer gleichzeitigen Flut von Anträgen komme es hier zu großen Verzögerungen in der Prüfung der Anträge: Knapp vier von zehn Unternehmen beurteilen den Angaben zufolge den Service ihrer Hausbank daher „schlecht“ (26,4 Prozent) oder sogar „sehr schlecht“ (12,9 Prozent). 

Mehrheit der Unternehmen wünscht sich Optimierung des Prozesses

„Was wir jetzt brauchen ist erstens eine Beschleunigung des Kreditantragsprozesses durch digitale Lösungen, die skalierbar sind und eine exponentiell steigende Antragsflut bewältigen können“, betonte Heller. Zweitens solle das Hausbank-Prinzip auf weitere Distributionskanäle erweitert werden, etwa auf Fintechs, denn in diesem Bereich sei aktuell der Flaschenhals. „Erfahrungsgemäß brauchen Banken durchschnittlich rund 300 Minuten für die Bearbeitung eines Kreditantrags für die KfW, aktuell werden die Institute allerdings mit mehreren hundert Anträgen täglich konfrontiert”, so Heller. Daher ist es der Umfrage zufolge nicht verwunderlich, dass sich die Mehrheit der befragten Unternehmen eine Optimierung des Prozesses wünscht: Fast jedes dritte (31,7 Prozent) KMU würde die Darlehen gerne direkt bei der KfW beantragen. Mehr als jeder fünfte Befragte (22,2 Prozent) wolle Online Plattformen für die Beantragung nutzen, hieß es.

Medienberichten zufolge lagen der KfW bis Mittwochabend 195 Anträge über insgesamt 4,8 Mrd. Euro vor. Allein bei den privaten Banken seien bereits zehntausende Anträge auf Kredite aus dem KfW-Programm eingegangen, teilte Peter Jonach, Abteilungsdirektor, Geschäftsbereich Unternehmensfinanzierung, beim Bundesverband deutscher Banken (BdB) mit.

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