Mittelstandsradar der LBBW Research: Pandemie treibt Digitalisierung voran
Der Mittelstand in Deutschland erfährt infolge der Coronavirus-Pandemie einen Digitalisierungsschub. In den nächsten drei Jahren plane fast die Hälfte der befragten Unternehmen, durchschnittlich bis zu einer Mio. Euro pro Jahr in die Digitalisierung und in die Erneuerung der IT-Infrastruktur zu investieren. Das geht aus der aktuellen Umfrage Mittelstandsradar der LBBW Research hervor.
Die bisherigen Erkenntnisse aus dem Corona-Schock zeigten, wie fragil die operativen Tagesgeschäfte in einigen Branchen seien, hieß es. Unternehmen legten deshalb noch mehr Wert auf ein stabiles und zukunftsfähiges IT-Fundament. Cloud-Computing und digitale Portallösungen seien in den Vordergrund gerückt. Cloud-Computing ermögliche es den Unternehmen, auch mit großen Datenmengen ortsunabhängig und damit mobil zu arbeiten. Außerdem seien die Investitionskosten vergleichsweise gering und die Kapazitäten leicht erweiterbar. Der Anteil der Unternehmen, die Cloud-Computing bisher nutzten, liege bei 57 Prozent. Weitere 12 Prozent wollten es in absehbarer Zeit einführen, so die Befragung.
Deutsche Cloud bevorzugt
Allerdings hätten viele der Mittelständler Vorbehalte gegenüber Cloudlösungen: Argumente seien etwa die Abhängigkeit von Fremdfirmen und Bedenken gegenüber der Weitergabe von Daten. Eine Befürchtung sei, dass die Sicherheit der Unternehmensdaten nicht ausreichend gewährleistet sein könnte. Daher bevorzugten rund 83 Prozent der befragten deutschen Mittelständler eine deutsche Cloud. Stehe diese jedoch nicht zur Verfügung, sei für viele Unternehmen eine Cloudlösung aus einem anderen EU-Staat die beste Alternative.
Fast drei Viertel der Unternehmen verwendeten bereits digitale Portallösungen, hieß es weiter. Im Vordergrund stünden hierbei Basisfunktionen wie der sichere und schnelle Zahlungsverkehr, das elektronisches Postfach oder auch die Möglichkeit, Dokumente zu teilen oder Verträge digital zu unterschreiben. Daneben nutzen sie hochspezialisierte Anwendungen wie die Plattform Marco Polo für Handelsfinanzierungen. Unternehmen, die etwa während der Sicherheitsmaßnahmen zur Corona-Pandemie über skalierbare Cloud-Kapazitäten und digitale Plattformen verfügten, hätten gute Grundvoraussetzungen für das mobile Arbeiten von zu Hause.
Belegbar sei zudem, dass das operative Tagesgeschäft von Unternehmen mit weiterentwickelter digitaler Infrastruktur weniger stark beeinträchtigt gewesen sei, als das jener Unternehmen, die keine oder nur begrenzte Remotezugänge nutzten. Damit bestätige sich, dass eine diversifizierte IT-Landschaft, die auf verschiedenen Cloud-Anwendungen und Portallösungen beruhe, Unternehmen in unerwarteten Situationen mehr Flexibilität verschaffe, hieß es. (ud)
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