Nachhaltigkeit: Studie kritisiert fehlende Standards der Banken
Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren zu einem großen Thema für Banken und Finanzdienstleister entwickelt. Doch werden die Institute bei dem Thema tatsächlich immer den Erwartungen gerecht? Laut einer von der Europäischen Union (EU) in Auftrag gegebenen Studie der US-Fondsgesellschaft BlackRock verfügt der Finanzsektor über keine gemeinsame Definition von Anlagestandards hinsichtlich der drei ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Das Ziel müsse darin bestehen, ESG-Maßstäbe rascher in Unternehmensrichtlinien und Aufsichtsvorschriften aufzunehmen, auch wenn sich die Institute bereits darum bemühten. Die EU-Kommission hatte angekündigt, Erkenntnisse aus der Studie unter anderem dafür nutzen, um Nachhaltigkeit in Bankregularien zu verankern.
Entsprechen deutsche Kreditinstitute den Nachhaltigkeitszielen der Europäischen Union? Einer aktuellen Studie zufolge sieht das Fazit eher nüchtern aus. Von 119 ausgewerteten Instituten sind demnach lediglich fünf Banken sehr ausführlich und transparent in ihrer Darstellung der Nachhaltigkeit in der Kreditvergabepolitik und erzielten die höchste Punktzahl 2. Dazu zählten die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die GLS Gemeinschaftsbank die ING Group sowie die UBS Group. Zehn der ausgewerteten Kreditinstitute machen demnach keine Angaben zum Thema ESG in der Kreditvergabepolitik und erzielten somit eine negative Punktbewertung. Das sind einige der Ergebnisse einer Studie der Zielke Research Consult. Untersucht wurden 44 Privat- und Geschäftsbanken, 57 Sparkassen sowie 18 Volks- und Raiffeisenbanken.
Der Bankenverband und der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) unterstützen in einem aktuellen Positionspapier die Ziele, die die Europäische Kommission im Dezember 2019 mit ihrem European Green Deal vorgelegt hat. Seit geraumer Zeit leiste die deutsche Wirtschaft einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz und zu einer effizienteren Nutzung natürlicher Ressourcen, heißt es in dem Schreiben. Sowohl Unternehmen als auch Banken sähen in der Transformation eine Chance. Damit diese ergriffen werden könne, seien Investitionen in enormer Höhe vonnöten, hieß es.
Nachhaltigkeit spielt für die Deutschen bei der Geldanlage trotz der allgegenwärtigen Diskussion um Umweltschutz und Klimawandel offenbar noch eine untergeordnete Rolle – und das, obwohl die meisten Banken und Versicherer entsprechende Produkte inzwischen im Portfolio haben und Vermögensberater das Thema aktiv ansprechen. Zwar geben laut einer aktuellen Umfrage mehr als die Hälfte (52,8 Prozent) der befragten BürgerInnen an, dass Ihnen Nachhaltigkeit bei der Geldanlage wichtig sei. Gehe es aber um konkrete Anlageentscheidungen, stehen demnach andere Faktoren im Vordergrund, allen voran die Sicherheit der Anlage gefolgt von Rentabilität und Liquidität, so das Ergebnis einer Befragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA). (ud)
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