Niedrigzinspolitik der EZB
Zahl der Kritiker erreicht neues Rekordniveau
Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auch unter der neuen Präsidentin Christine Lagarde an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhält. Unter den Deutschen wächst der Missmut über die Notenbank, das aktuelle Meinungsbild zur anhaltenden Niedrig- beziehungsweise Nullzinspolitik der EZB ist einer Untersuchung zufolge deutlich negativer als im Vorjahr: Nur noch 29 Prozent der Befragten halten demnach die Leitzinspolitik für richtig. Eine deutliche Mehrheit mit 61 Prozent, der höchste bisher gemessene Wert seit 2016, halte sie dagegen für nicht richtig. Die schärfsten Kritiker befänden sich in der Altersgruppe der über 60-Jährigen. Dort hielten 66 Prozent die Niedrigzinspolitik der EZB für falsch. Eine starke Meinungsänderung sei zudem in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen zu verzeichnen. Waren 2019 noch 47 Prozent von der Niedrigzinspolitik überzeugt, sank die Zustimmung 2020 demnach um 17 Prozentpunkte auf 30 Prozent.
Das sind einige Ergebnisse einer Studie zum Anlageverhalten der Deutschen, die die Gothaer Asset Management AG (GoAM) von der forsa Politik- und Sozialforschung im Januar 2020 zum elften Mal durchführen ließ. Die Studie beschäftigt sich auch mit der Einstellung der Deutschen zum Klimaschutz. Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz ist bei den Bundesbürgern demnach ausgeprägt. Auf die Frage, welche Facette von Nachhaltigkeit – Umwelt- und Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder verantwortungsvolle Unternehmensführung – ihnen am wichtigsten sei, nannten 44 Prozent der Befragten den Umwelt- und Klimaschutz an. Bei den 18- bis 29-Jährigen seien es sogar 68 Prozent, gefolgt von den 45- bis 59-Jährigen, wo 42 Prozent dieser Aspekt am wichtigsten sei. 53 Prozent der Befragten seien sogar bereit, in eine nachhaltige Geldanlage zu investieren, auch wenn sie gleichzeitig eine geringere Rendite erhalten würden.
Sicherheit bei der Anlage das wichtigste Anliegen
Wie es weiter hieß, sei das wichtigste Anliegen der Befragten bei der Geldanlage mit 52 Prozent weiterhin die Sicherheit. Dennoch sei dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozentpunkte (2019: 57 Prozent) gesunken. Flexibilität in der Anlage spielt demnach für 31 Prozent die wichtigste Rolle (2019: 29 Prozent). Eine hohe Rendite habe nach wie vor nur für eine kleine Minderheit von 10 Prozent die größte Bedeutung (2019: 9 Prozent).
Die Umfrageteilnehmer wurden auch gefragt, wie die Deutschen ihr Geld anlegen. An erster Stelle liegt demnach nach wie vor das Sparbuch mit aktuell 48 Prozent. Aber auch Lebensversicherungen erfreuten sich mit 30 Prozent (2019: 29 Prozent) großer Beliebtheit, Fonds blieben mit 24 Prozent (2019: 26 Prozent) relativ konstant. Ein deutlicher Rückgang sei bei der Anlage in Immobilien zu verzeichnen: 2019 betrachteten demzufolge 36 Prozent der Befragten Immobilien als bevorzugte Anlageform, 2020 seien es nur noch 32 Prozent. (ud)
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