Studie: Banken schöpfen Potenzial von Daten nicht aus
Big Data bietet dem Finanzsektor große Chancen. Doch werden diese Möglichkeiten hinreichend genutzt? Das Sammeln, Analysieren und Verwerten von Daten schafft nach Ansicht von Experten in der Finanzdienstleistungsbranche Vermögenswerte, die noch viel zu häufig brachliegen. In vielen Fällen scheitere die sinnvolle Nutzung von Daten an einer nicht klar formulierten Strategie, so eine aktuelle Studie. Mehr als jeder zweite Banker halte zudem die Qualität der im Haus gespeicherten Daten für verbesserungswürdig. Um Datenmengen erfolgreich zu beherrschen und zu nutzen, sei vor allem Transparenz über Datenherkunft und Datenverwendung notwendig (62 Prozent). Weitere Voraussetzungen seien Investitionen in IT-Systeme, Sicherheit und Performance (56 Prozent), Qualifizierung von Mitarbeitern und Schaffung neuer Stellen (etwa Data Analyst) (53 Prozent) sowie Reduzierung der Datenmengen durch Zusammenführung unter anderem auf Basis von Plattformen (48 Prozent).
Das sind einige der Ergebnisse einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Cofinpro und dem IT Finanzmagazin. In der Untersuchung ging es auch um die Zukunft der IT in den Banken. Auf die Frage, was die größten Hindernisse für die Weiterentwicklung der IT in den Instituten sei, nannten demnach 69 Prozent fehlende personelle Ressourcen, veraltete IT-Systeme (55 Prozent) sowie fehlende finanzielle Mittel (44 Prozent). Die Teilnehmer wurden zudem gefragt, welche Rolle die IT einnimmt, damit Finanzdienstleister zukunftsfähig bleiben. 68 Prozent schreiben der IT hier demnach eine sehr große Rolle zu, 24 Prozent eine große, so die Resultate.
„Institute müssen umdenken“
„Bei der Speicherung großer Datenmengen ist die Bankenbranche aus historischer Sicht einer der Vorreiter gewesen. Ein großer Teil der aus Daten gewonnenen Informationen wurde bislang aber nur zum Teil effizient genutzt", erklärte Joachim Butterweck, Senior Manager bei Cofinpro. Angesichts des verschärften Wettbewerbs aufgrund neuer Marktteilnehmer müssten die Institute jetzt umdenken und ihre Daten strategisch z.B. für eine Digitalisierung und Effizienzsteigerung der Prozesse oder eine zielgruppengenauere Ansprache nutzen. Laut Butterweck fehlt in vielen Instituten das Fundament für eine umfassende Datenanalyse. So bewerten 58 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Banker die Qualität der in ihrem Haus gespeicherten Daten als verbesserungswürdig. Nur 45 Prozent bescheinigten ihrem Institut eine uneingeschränkte Sorgfalt bei der Behandlung von Daten.
„Zwar haben 85 Prozent der Unternehmen die Bedeutung der Qualität von Daten erkannt, aber nur knapp jeder Dritte kann die Aussage 'wir haben feste Verantwortlichkeiten für Datenqualität definiert' uneingeschränkt teilen“, so Butterwieck. So könne das Potenzial nicht ausgespielt werden. Denn statt Daten für die Prozessoptimierung oder die Klassifizierung von Kundengruppen aufzubereiten und zu nutzen, würden weiterhin oft nur Stammdaten für den originären Nutzungszweck oder zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen herangezogen.
Eine sinnvolle Datennutzung scheitert der Studie zufolge bisher häufig daran, dass die Ziele nicht klar definiert seien oder aber die Informationen in unterschiedlichen Formaten vorliegen würden und nicht strukturiert abrufbar seien. „Weniger als die Hälfte der Banken geht nach eigener Aussage strategisch mit den eigenen Daten um", so Butterweck. 54 Prozent der Banker bemängeln den Angaben zufolge zudem, dass Daten an verschiedenen Stellen gesammelt und gespeichert würden. Dies erschwere die Bereitstellung valider Daten und deren Nutzung massiv, hieß es. (ud)
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