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Studie: So reagieren Banken auf Finanzsanktionen

Mit Finanzsanktionen wollen Staaten gezielt Einfluss nehmen auf das Verhalten anderer Länder – vor allem dann, wenn alle anderen diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Bereits seit Jahren gelten infolge der Annexion der Krim-Halbinsel Handels- und Finanzsanktionen westlicher Länder gegen Russland. Wirtschaftswissenschaftler der TU Darmstadt haben jetzt untersucht, wie sich Finanzsanktionen gegen Staaten auf die Geschäftspolitik deutscher Banken auswirken. Die empirische Analyse basiere auf dem von der Deutschen Bundesbank erhobenen Auslandsstatus deutscher Banken, heißt es in der von der Notenbank veröffentlichten Untersuchung. Alle deutschen Banken mit Auslandsaktivitäten seien gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Vermögenswerte und Verbindlichkeiten gegenüber ausländischen Geschäftspartnern monatlich bei der Zentralbank zu melden.

Für den Zeitraum von 2002 bis 2015 lässt sich demnach beobachten, dass nach der Verhängung von Finanzsanktionen die Aktivitäten deutscher Banken in sanktionierten Ländern um 24 Prozent zurückgingen. Dabei reduzierten die in Deutschland ansässigen Banken ihre Auslandspositionen in sanktionierten Ländern um 38 Prozent, während Zweigstellen und Tochtergesellschaften im Ausland im Durchschnitt nicht auf neu verhängte Sanktionen reagierten.

Die Experten beobachten den Angaben zufolge zudem eine Verschiebung in der Zusammensetzung der Kreditvergabe. „Nach dem Inkrafttreten von Sanktionen werden anteilsweise mehr Kredite von deutschen Niederlassungen in Ländern mit niedrigen Finanzstandards zur Verfügung gestellt als zuvor“, heißt es. Dieser Kompositionseffekt im Kreditangebot deutscher Banken und ihrer Auslandsniederlassungen sei besonders ausgeprägt, wenn Sanktionen von der Europäischen Union allein und nicht von der gesamten UN verhängt würden. (ud)

Lesen Sie hier die vollständige Studie mit dem Titel „Freeze! Financial Sanctions and Bank Responses“.

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Veröffentlicht am
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