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Trends 2021 für den Banken- und Kapitalmarkt

Die Corona-Pandemie hat den Veränderungsprozess in der Finanzindustrie deutlich beschleunigt. Zwar sei der Bankensektor von der Krise nicht so hart getroffen worden wie von der Finanzkrise in 2008, die Folgen seien dennoch weitreichend, teilte Deloitte am Dienstag in München mit. „Die Pandemie hat zu einer neuen Wettbewerbslandschaft geführt, dämpft das Wachstum, löst massiv Innovationen aus. Gleichzeitig verändert die Pandemie die Rolle der Filialen und beschleunigt die Digitalisierung in fast allen Bereichen des Banken- und Kapitalmarkt“, hieß es. Banken hätten mit einer bemerkenswerten Effektivität auf die Krise reagiert und sich zum Großteil sehr schnell auf die neue Situation eingestellt. Für den Banken- und Kapitalmarkt ergäben sich vor diesem Hintergrund im Jahr 2021 mehrere Trends, so das Ergebnis einer internationalen Befragung des Beratungsunternehmens.

Trend 1: Resilienz stärken
Zu Beginn der Covid-19-Pandemie habe eine der großen Herausforderungen darin bestanden, den gesamten Betrieb innerhalb kürzester Zeit auf Remote Working umzustellen, hieß es. Das habe die Bedeutung moderner und krisenresistenter Technologien, robuster Cyber Security sowie klar festgelegter Prozesse und starker Governance verdeutlicht. „Auch gut ausgebildete, loyale und einsatzbereite Mitarbeiter rücken in Krisenzeiten verstärkt in den Fokus und tragen zur Resilienz des Unternehmens entscheidend bei“, so die Beobachtung. Vor allem in den Bereichen Kapital, Technologie und Mitarbeitermanagement gelte es, entsprechende Maßnahmen umzusetzen, um eine stabile Fortführung des Geschäfts sicherzustellen. Diese Resilienz sei auch für die weitere Unterstützung der Realwirtschaft sowie die Begleitung staatlicher Förderprogramme erforderlich.

Trend 2: Erkenntnisse aus Covid-19 umsetzen
Eine wichtige Konsequenz sei, die Erkenntnisse aus den vergangenen Monaten auch langfristig zu institutionalisieren. Ein agileres Geschäftsmodell, flachere Hierarchien und schnellere Entscheidungsprozesse seien dabei zentrale Punkte. Ebenso würden Entwicklungen wie die Förderung der Entscheidungsfähigkeit der einzelnen Mitarbeiter und die Einführung flexibler Arbeitsplatz- und Zeitmodelle auch nach der Pandemie ein Thema bleiben. Die Befragung von Top-Führungskräften in Banken habe gezeigt, wie „wichtig eine akkurate, zukunftsorientierte Krisenmanagementplanung“ sei. Dabei bleibe eine detaillierte Auseinandersetzung mit den konkreten Planungsannahmen sowie die laufende Erstellung von bankspezifischen Simulationen auch nach der Covid-19-Krise essenziell.

Trend 3: Digitalisierung ausbauen
Laut Studie haben die Kunden in der Krise verstärkt digitale Leistungen der Banken in Anspruch genommen. Entsprechend verzeichneten demnach viele Digitalbanken im Neukundengeschäft beeindruckende Erfolge. Nun gelte es, den eingeschlagenen Kurs im Bereich der Digitalisierung beizubehalten und Innovationen weiter anzukurbeln. Fast die Hälfte aller befragten Banken habe in der Umfrage angegeben, z.B. Live-Interaktionen mit Bankangestellten über den Bankautomaten einführen zu wollen, einen mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestatteten Roboter im Eingangsbereich von Kernfilialen positionieren oder Bankautomaten mit branchenübergreifenden Services erweitern zu wollen. Die Verknüpfung von umfassenden Datenanalysen und KI ermögliche individuell zugeschnittene Dienstleistungen und erhöhe so die Kundenzufriedenheit insgesamt, hieß es.

Trend 4: Risikomanagement weiterentwickeln
Die Covid-19-Krise habe auch zur Folge, dass sich das Risikomanagement von Banken weiterentwickeln müsse. Gerade bei einer dezentralen Arbeitsweise der Mitarbeiter bedarf es den Angaben zufolge einer stärkeren Integration von operationellen Risiken – insbesondere in den Bereichen Compliance-, Cyber- und Geldwäsche-Risiko. Als toxisch erwiesen sich hier unklare Zuständigkeiten und Kontrollen mit schwach ausgeprägten Überwachungen, die weder effektiv noch effizient seien. Viele Banken hätten das bereits erkannt, über 70 Prozent der befragten Branchenvertreter geben demnach an, derzeit an Projekten zur Reduzierung von operationellen Risiken zu arbeiten.  

Trend 5: Nachhaltigkeit ankurbeln
Als aktive Treiber der globalen Wirtschaftsentwicklung spielten Banken auch beim Thema Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle, so eine zentrale Aussage. Von Finanzorganisationen werde gerade hier erwartet, federführend zu agieren und sich regelmäßig mit Kunden, der Aufsicht, der Industrie und Stakeholdern auszutauschen, um Sustainability auch im Finanzbereich voranzutreiben. Hier gehe es nicht nur darum, regulatorische Mindestanforderungen zu erfüllen, „sondern nachhaltige Geschäftsmodelle, innovative Produkte und Dienstleistungen sowie Kollaborationsmodelle zu entwickeln und auch auf andere Bereiche auszuweiten“. Letztlich solle die ernsthafte Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsaspekten auch zu einem wirtschaftlichen Vorteil für die Banken führen, hieß es.

Die Pandemie habe erhebliches Entwicklungs- und Lernpotenzial in der Banken- und Kapitalmarktindustrie freigesetzt, so die Befragung. Angesichts der vollständigen Umstellung auf virtuelles Arbeiten in nur wenigen Wochen seien vor allem jene Geldhäuser im Vorteil gewesen, die schon vor der Pandemie in eine vollumfängliche Digitalisierung investiert hätten. Sie seien daher relativ schnell in der Lage gewesen, auf Homeoffice umschalten und ihre funktionierenden digitalen Geschäftsmodelle umsetzen und ausbauen. Andere Häuser seien dazu gezwungen gewesen, von heute auf morgen auf ein unerprobtes Betriebsmodell umstellen. „Die weiter reichenden Auswirkungen dieser Disruption werden die Branche auch im Jahr 2021 noch begleiten“, so das Fazit. (ud)



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