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Verband der Vereine Creditreform e. V.: Wirtschaftskrise beeinträchtigt Zahlungsverhalten

Die Corona-Wirtschaftskrise beeinträchtigt zunehmend das Zahlungsverhalten in Deutschland. Damit sehen sich Lieferanten und Kreditgeber steigenden Risiken gegenüber. Ein erstes Indiz ist laut einer aktuellen Untersuchung der durchschnittliche Zahlungsverzug, der sich im 1. Halbjahr 2020 auf 10,82 Tage erhöht habe (2. Halbjahr 2019: 10,69 Tage). Zugenommen hätten die Zahlungsverzögerungen insbesondere bei Geschäftstransaktionen mit der Chemieindustrie und der Grundstoffbranche. Das Logistikgewerbe habe die Gläubiger dagegen weniger belastet und weise geringere Zahlungsverzögerungen auf. Das geht aus einer Analyse auf Basis des Creditreform Debitorenregisters Deutschland (DRD) hervor, für die rund 3,5 Mio. Rechnungsbelege ausgewertet wurden.

Die durchschnittliche Forderungslaufzeit habe in den ersten sechs Monaten (42,88 Tage) leicht unter dem Vorjahreswert (43,11 Tage) gelegen, teilte der Verband der Vereine Creditreform e. V. am Montag in Neuss mit. Diese Zahl verdeutliche, dass im Schnitt rund 1,5 Monate vergingen, bis der Erbringer einer Leistung sein Geld erhalte. Sie setze sich aus dem Zahlungsziel und einem eventuellen Zahlungsverzug zusammen. In den zurückliegenden Monaten habe die Kürzung der Zahlungsziele durch die Lieferanten von 32,33 (1. Halbjahr 2019) auf 32,06 Tage (1. Halbjahr 2020) einen Anstieg der Außenstandsdauer verhindert. Debitoren aus industrienahen Bereichen wie Chemie, Grundstoffe und Metall/Elektro, die in der Corona-Krise stark betroffen seien, hätten gegen den Trend aber längere Forderungslaufzeiten verursacht, was die Liquidität ihrer Kreditgeber im Gegenzug belastet habe. 

Kreditgeber reagieren mit Kürzung der Zahlungsziele

Insgesamt habe die Krise einen spürbaren Druck auf die Zahlungsfähigkeit erzeugt. Damit drohe eine Kettenreaktion insbesondere in stark verflochtenen Wirtschaftsbereichen bis hin zu vermehrten Insolvenzen. Um den gestiegenen Ausfallrisiken entgegen zu wirken, hätten Kreditgeber und Lieferanten ihre Zahlungsziele bereits gekürzt. Insbesondere kleineren Unternehmen seien nicht mehr so lange Zahlungsziele eingeräumt worden. Großunternehmen (mehr als 250 Beschäftigte) erhielten demnach aber längere Zahlungsziele, die von bereits hohen 34,81 Tagen auf 35,75 Tage nochmals deutlich gestiegen seien. Diese Entwicklung verlängere die Gesamtforderungslaufzeit bei Geschäften mit Großunternehmen auf mittlerweile 45,27 Tage und dürfte den Erhalt der Zahlungsfähigkeit beim Leistungserbringer, der in Vorleistung gehen müsse, erschweren. Mit 63,5 Prozent stellten Großunternehmen den Löwenanteil am gesamten Forderungsvolumen.

Der wertmäßige Bestand aller verspätet bezahlter Rechnungen in Deutschland beruhe zu großen Teilen auf Forderungen gegenüber der Metall- und Elektrobranche (25,7 Prozent), dem Großhandel (15,1 Prozent) und der Branche der Unternehmensdienstleistungen (15,0 Prozent), hieß es weiter. Dabei seien überdurchschnittlich hohe Rechnungssummen bzw. eine hohe Zahl überfälliger Belege pro Debitor für diese Abhängigkeit verantwortlich. Die Aufmerksamkeit der Kreditgeber bei Geschäften mit diesen sehr wirtschaftsaktiven Branchen dürfte in der aktuellen Krise hoch sein. Das Baugewerbe verliere hingegen offenbar an Bedeutung für die Kreditgeber. Sein Anteil ging den Angaben zufolge auf 7,5 Prozent des gesamten Forderungsbestands zurück. (ud)

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