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Virtuelle Hauptversammlung: Sewing will Deutsche Bank „sturmfest“ machen

Die Deutsche Bank hat vor weiteren Kosten im Zuge der Bewältigung der Corona-Krise gewarnt. „Niemand weiß, was genau die Zweit- und Drittrundeneffekte dieser Pandemie sein werden. Wir können zwar nicht die Stärke des Sturms bestimmen, wohl aber die Stabilität unseres Schiffs“, erklärte Vorstandschef Christian Sewing laut einer vorab veröffentlichten Rede, die er bei der virtuellen Hauptversammlung am Mittwoch, den 20. Mai halten wird. „In dieser Phase des Umbruchs müssen wir unsere Bank noch wetterfester machen – oder sagen wir besser: sturmfest“, betonte Sewing. Nach der Finanzkrise 2008 habe die Deutsche Bank zu spät erkannt, dass die Bankenwelt nach der Krise eine andere sein würde als zuvor. Sie habe sich über kurzfristig gut laufende Geschäfte gefreut – und zu wenig darüber nachgedacht, wie sie sich selbst ändern müsse. „Das werden wir diesmal anders machen“, so Sewing. 

Die Kosten der Bank müssten allerdings konsequent weiter gesenkt werden. Dazu gehöre auch, dass der Stellenabbau wie geplant umgesetzt werden müsse. Die Deutsche Bank hatte im März den Abbau von rund 18.000 Arbeitsplätzen weltweit angekündigt. Sewing sagte, dass persönliche Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitern wiederaufgenommen würden. „Das ist immer schmerzhaft, und es ist ganz besonders schmerzhaft in diesen Zeiten.“ Der Umbau gehe selbstverständlich auch nicht an den Führungskräften vorbei. „Hier werden wir die Zahl der Stellen ebenfalls weiter verringern. Wir haben bereits heute 13 Prozent weniger Managing Directors, also Kolleginnen und Kollegen auf der obersten Hierarchiestufe, als noch vor zwei Jahren“, erklärte der Vorstandschef. 

Achleitner: Corona-Krise hat „dauerhafte Konsequenzen“

Aufsichtsratschef Paul Achleitner betonte in seiner ebenfalls vorab veröffentlichten Rede, weitgehend verschwunden sei die Hoffnung, dass auf einen scharfen volkswirtschaftlichen Einbruch eine schnelle Erholung auf das Vorkrisenniveau folge: „Die Corona-Krise wird nicht nur länger andauern als zunächst erwartet – sie wird auch dauerhafte Konsequenzen haben.” Angesichts gewaltiger Herausforderungen habe es für die Bank oberste Priorität, stabil und zuverlässig einen Beitrag zu leisten, „damit unsere Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes diese Situation meistern kann“. In der letzten großen Krise vor zwölf Jahren seien Banken das Problem gewesen. „Diesmal können und wollen wir Teil der Lösung sein“, so Achleitner.

Die Deutsche Bank veröffentlichte derweil erstmals quantifizierbare Ziele, wie sie ihr Geschäft im Bereich Nachhaltigkeit (Environmental, Social, Governance/ESG) ausweiten und so die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft unterstützen will. Bis Ende 2025 solle das Volumen an ESG-Finanzierungen sowie der Bestand an verwaltetem Vermögen in nachhaltigen Anlagen auf insgesamt mehr als 200 Mrd. Euro steigen, teilte das Frankfurter Geldhaus mit. Die Mindestsumme von 200 Mrd. Euro innerhalb von sechs Jahren umfasse einerseits die bis Ende 2025 vergebenen Kredite und Anleihen, die in diesem Zeitraum von der Deutschen Bank platziert würden. Andererseits zähle dazu der Bestand an nachhaltig investiertem Vermögen, den die Privatkundenbank im Jahr 2025 verwalten werde. Damit folge die Deutsche Bank gängiger Praxis in der Branche. (ud)

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